Teamkochen – Der Anfang

Teamkochen

Der Anfang

Michael Wachholz über das Teamkochen
Michael Wachholz

Seit meiner Jugend trainiere ich Menschen, seit dem Anfang meines Studiums lebe ich davon, Seminare zu leiten.

Vor einigen Jahren schilderte mir ein Kunde, dass die Mitarbeiter in seinen Teams sich toll verstehen würden. Doch zwischen den Teams gebe es wenig Kommunikation und schlechte Stimmung. Es könnte dabei durchaus an einzelnen Beteiligten liegen. Zudem würden einige, junge Mitarbeiter noch zu wenig Verantwortung und Eigeninitiative zeigen.

Am Abend zuvor hatte ich eine Sendung gesehen, die mich sehr berührt hatte.

In „Jamie’s Kitchen“ war zu sehen, wie junge Menschen aus schwierigen Verhältnissen in Jamie Olivers Restaurant „fiveteen“ die Chance bekamen Spitzenköche zu werden. Neben Kochen lernten sie bei ihm Zuverlässigkeit, auf andere Rücksicht zu nehmen und mit ihnen zusammen zu arbeiten.

„Lassen Sie Ihr Team vor dem Teamtraining ihr eigenes Essen kochen. Da können wir bestimmt einiges an von dem beschriebenen Verhalten erleben und anschließend besprechen.“ Der Kunde mochte die Idee sofort.

Den Kochteams gaben wir folgende Rahmenbedingungen:

  • Das Kochzubehör der Teams steht auf jeweils separaten Tischen.
  • Die Zutaten, also Gemüse, Öl, Gewürze, etc. sind auf einem Tisch in der Mitte.
  • Jedes Team kocht ein anderes Gericht.
  • Die Teams sollen anschließend gemeinsam essen.
  • Jedes Team kocht etwas mehr, so dass die anderen bei Ihnen probieren können.

Und los ging’s. Ich war gespannt.

Doch mit dem, was dann passierte, hatte ich nicht gerechnet. Beim Teamkochen war In den nächsten zwei Stunden alles zu beobachten: Vom planlosen Aktionismus, (fehlender) Rücksichtnahme, guter und misslungener Kommunikation, der (mangelnden) Bereitschaft Anderen zu helfen, unterschiedlichen Prioritäten und mehr. Es war alles, aber auch wirklich alles dabei.

Das hier war aus Trainersicht pures Gold.

Was passiert ist? Ein paar Beispiele:

Das erste Team war nach 40 Minuten fertig und geht mit seinem Essen in den Speiseraum. Weitere fünf Minuten später komme ich dazu und höre die Gruppe in trauter Eintracht über die lahmen anderen Köche schimpfen.

„Herr Wachholz, wie lange brauchen die Anderen denn noch?“

„Keine Ahnung.“

„Na klar, weil die trödeln, wird unser Essen kalt. Wenn die nicht bald kommen, fangen wir an.“

Am nächsten Morgen:

Auf die Frage: „Wie war’s gestern?“ sind sich die Teilnehmer einig.

  • „Es war toll. Wir sind richtig gut ins Gespräch gekommen und saßen anschließend noch einige Stunden zusammen.“
  • „Einfach super, hat klasse geschmeckt.“
  • „Stimmt, doch die eine Suppe schmeckte schon etwas angebrannt.“
  • „Die lockere Atmosphäre war toll, um die Anderen besser kennen zu lernen.“

„Interessieren Sie meine Beobachtungen als Teamtrainer?“

„Na klar! Hat alles gut geklappt, oder?“

„Ja, ein paar Punkte sind mir jedoch aufgefallen:

  1. Zur Suppe: Mir ist gestern aufgefallen, dass sich das eine Team zwar an das Rezept gehalten hat, doch Sie haben die Suppe nicht probiert.“
  2. „Wir mögen halt keine Suppe.“
    „Und weil es ’nur‘ für die Anderen war, haben Sie die Qualität nicht getestet?
  3. Eine andere Gruppe hat mich gestern gefragt, ob sie jetzt die Zutaten in den Wok geben kann. Obwohl ich Sie gebeten habe, mit allen gemeinsam zu essen, haben Sie ‚Ihr eigenes Süppchen‘ gekocht.
    Im Speisesaal hat diese Gruppe dann auf die langsameren Teams geschimpft, anstatt sie anzusprechen. Auch bei mir haben Sie über die Anderen gelästert. Dabei hätten Sie mir durchaus den Auftrag geben können, rüberzugehen und die anderen Kochteams zu fragen, wie lange sie noch brauchen. Sie hätten Ihnen aber auch Hilfe anbieten können.
  4. Ich hatte Sie gebeten, für die anderen Teams etwas mitzukochen. Alle sollten ja überall probieren können. Doch mich hat wirklich jede Gruppe gefragt, wie viele Zutaten sie für das eigene Team nehmen soll.“
    Schweigen.
    Dann etwas kleinlaut: „Die haben doch nachher bei uns probiert!“
    „Ja. Als alle satt waren, haben Sie ihnen den Rest von Ihrem Essen angeboten…
  5. Ein Team ist erst zum Essen gekommen, als die Anderen schon fertig waren, weil ihnen zwischendurch der Topf umgekippt ist. Hätten Sie dem Team geholfen, hätten Sie alle gemeinsam essen können.
  6. Am Ende haben wir Trainer kommentarlos angefangen aufzuräumen.
    Einige von Ihnen haben sofort mitgemacht. Andere sind sitzen geblieben, haben Späße gemacht und nur die Füße gehoben, damit wir unter ihrem Stuhl fegen konnten.
  7. Und nebenbei bemerkt: Wir Trainer sind gestern hungrig geblieben.“

Betretenes Schweigen. Alle schauen zu Boden. Eine Teilnehmerin schluckt schwer.

Und dann haben wir darüber gesprochen, was es in ihrem Unternehmen in Zukunft an Strukturen und Regeln braucht, dass Teams miteinander und nicht übereinander sprechen, dass sie Rücksicht nehmen und sich unterstützen. Über Verantwortung haben wir übrigens auch noch lange gesprochen.

Davon, dass Einzelne nicht gut miteinander auskommen, war keine Rede mehr.

Michael Wachholz, Trainer

Ausbildung und berufliche Entwicklung

Studium der Kommunikationswissenschaft und Psychologie (Magister Artium), Systemischer Berater, Gestalt-Therapie nach Fritz Perls, Themenzentrierte Interaktion nach Ruth Cohn, Provokatives Coaching bei Frank Farrelly,  Hypno-Therapeutische Gesprächsführung nach Milton-Erickson, Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg, Inneres Team bei Fr. Schulz von Thun, Neurolinguistisches Programmieren und mehr.


Möchten Sie mehr wissen?
Dann rufen Sie mich bitte an: 0201/843 99 89-0.
Oder schreiben Sie an: mail@dasteamkocht.de

Ihr Michael Wachholz